Siedlungen der Herrnhuter Brüdergemeine
Ein transnationales UNESCO-Welterbe
Die „Siedlungen der Herrnhuter Brüdergemeine“ sind ein transnationales UNESCO-Welterbe, das vier Ortsgründungen der Brüdergemeine umfasst: Bethlehem in Pennsylvania (USA), Christiansfeld in Dänemark, Gracehill in Nordirland und Herrnhut in Sachsen.
Gemeinsam stehen sie exemplarisch für das globale Netzwerk religiöser Planstädte, das von der Herrnhuter Brüdergemeine zwischen 1722 und 1808 errichtet wurde und ein einzigartiges baukulturelles Phänomen der frühen Neuzeit darstellt.
Jede Siedlung zeichnet sich durch eine sorgfältige und an den Werten und Bedürfnissen der Gemeinschaft ausgerichtete Stadtplanung aus und zeigt eine charakteristische Architektur von höchster handwerklicher Qualität, die trotz geografischer Entfernungen erstaunlich einheitlich ist.
Zusammen dokumentieren die vier Siedlungen beispielhaft das Ideal eines geordneten christlichen Lebens in Gemeinschaft, das in den einzelnen Siedlungsanlagen und in ihrer globalen Vernetzung bis in die heutige Zeit zum Ausdruck kommt.
Siedlungen der Herrnhuter Brüdergemeine – ein lebendiges Welterbe.
Architektur der Gemeinschaft
Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts waren die Ortsgründungen der Brüdergemeine geschlossene Siedlungen für Gemeindeglieder, deren sozialer Organisation und Architektur weithin die gleichen Prinzipien zugrunde lagen. Im Zentrum steht der Gedanke der Gemeinschaft: Alle, die zur Gemeinde gehören, verstehen sich als Schwestern und Brüder im Glauben und streben eine verbindliche Form des Zusammenlebens an. Dieses Ideal findet in der Siedlungsarchitektur seine konkrete Umsetzung. Für das Erscheinungsbild der Herrnhuter Siedlungen sind bestimmte städtebauliche Elemente charakteristisch:
- der in Querausrichtung gebaute Saal, der als Versammlungsraum für Gottesdienste und andere Feiern dient und sich durch den Dachreiter als Kirchengebäude zu erkennen gibt
- die „Chorhäuser“, große Gemeinschaftsgebäude, die für das gemeinschaftliche Wohnen und Arbeiten bestimmter Gemeindegruppen („Chöre“) errichtet wurden, insbesondere für die ledigen Brüder („Brüderhaus“), die ledigen Schwestern („Schwesternhaus“) und die Witwen („Witwenhaus“)
- der „Gottesacker“, der als Gemeinschaftsfriedhof mit seinen Reihen von einfachen und flach liegenden Grabsteinen die Gleichheit der Gläubigen vor Gott symbolisiert
Trotz gewisser lokaler Unterschiede weisen alle Gemeinorte ein ähnliches Aussehen auf, wie „Tücher nach eben demselben Muster aus eben derselben Fabrik“ (J. G. Seume).
Ein gemeinsames Erbe über Grenzen hinweg
Im Zentrum des Welterbes „Siedlungen der Herrnhuter Brüdergemeine“ steht der Gedanke der grenzüberschreitenden Verbundenheit. Keiner der vier Orte steht für sich selbst, sondern ist Teil eines größeren Ganzen. Ihre Anerkennung als UNESCO-Welterbe bringt zum Ausdruck, dass dieses transnationale Netzwerk religiöser Idealstädte ein kulturelles Erbe von außergewöhnlicher universeller Bedeutung darstellt.
Eine wichtige Rolle spielt dabei, dass die Brüdergemeine als kirchliche Gemeinschaft bis heute an allen vier Orten präsent ist und viele der historischen Gebäude weiterhin mit Leben füllt. Zahlreiche immaterielle Werte wie gottesdienstliche Traditionen, Musikpraxis und Erinnerungskultur verleihen dem baukulturellen Erbe eine einzigartige Authentizität.
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